Übersicht Merkmale

 

Die Haarlänge

 

GOETZE unterscheidet drei Grundhaartypen:

a)     das Überhaar, senkrecht auf der Körperoberfläche wie ein Tannenbaum stehend, mehr oder weniger verzweigt

b)     das Fieder- oder Tomenthaar, dachziegelartig auf der Körperoberfläche liegend, bildet die Filzbinden

c)      das Stichel- oder Borstenhaar, für die Rassenbestimmung bedeutungslos.

Die Haarlänge des Überhaares auf den Rückenschuppen ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium für die Nord- und Südrassen

Zur Beurteilung der Haarlänge werden die Bienen an der Brust gefaßt und seitlich - also im Profil - mit der Lupe betrachtet. Der Bienenkörper ist dabei stark von oben zu beleuchten (z.B. mit schwenkbarer Arbeitslampe), auch der Hintergrund soll hell gehalten sein. Dabei ist die Lupe immer dicht ans Auge zu halten. Man gewöhne sich an eine stets gleiche Arbeitstechnik und verwende immer die gleiche Lichtquelle. Bei solcher Betrachtung fällt das Überhaar auf der fünften Rückenschuppe durch seine mehr oder weniger große Länge und Dichte besonders auf. Diese Rückenschuppe ist das Segment mit der letzten Filzbinde. Je länger das Überhaar ist, desto lockerer ist es zumeist; ist es dagegen kürzer, dann ist es gewöhnlich dichter. Als Maßstab der Haarlängen-Bestimmung benutzt man die Breite des sich an die Ferse anschließenden Fußgliedes (Pollenbürste). Dieses Fersenglied hat eine Breite von 0,35 mm. Die Beurteilung erfolgt nach drei Klassen (Abb. 9):

kurz

=

Formelzeichen k:

deutlich kürzer (unter 0,35 mm)

mittel

=

Formelzeichen m:

gleichlang (0,35 - 0,40 mm)

lang

=

Formelzeichen l:

das Haar ist deutlich länger als die Breite des Fußgliedes (über 0,40 mm)


Abbildung 9
(Zeichnung: Hinderhofer)

Die richtige Beurteilung der Haarlänge ist nicht ganz leicht, da die Haare verschieden lang sind. Man bewertet daher nicht die Länge der längsten Einzelhaare, sondern ermittelt durch Schätzung die Durchschnittshöhe der in weitaus größter Zahl vorhandenen Haare. Die Haarlänge ist ein rassetypisches und erbtreues Merkmal und für die Untersuchung besonders wertvoll. Deswegen ist eine sorgfältige Beurteilung erforderlich.

Statt des ersten Fußgliedes schlägt Pfarrer HEROLD ein Stückchen Draht vor, wie es zum Drahten von Rähmchen benutzt wird (Rähmchendraht). Er hat in der Regel 0,35 mm Durchmesser. Man vergleicht ihn, um sicher zu gehen, unter dem Mikroskop mit der Breite mehrerer Fußglieder. Mit einem Streifen Tesafilm befestigt man ein Drahtstückchen an der Lupe und biegt es in richtiger Sehschärfen-Entfernung nach innen. Wenn man nun das Überhaar der fünften (vorletzten) Rückenschuppe an die Spitze des Drahtes hält, dann ist eine rasche Beurteilung möglich (Abb. 10).


Abbildung 10
Haarlängenmessung nach Herold
(Zeichnung: Herold)

Es gibt auch genormte gedrehte Metallstäbchen von 0,35 und 0,40 mm, die von Feinmechanikern für die Haarlängenmessung hergestellt wurden.

Genauer ist die Haarlängenbestimmung unter dem Binokular bei 15 oder 20facher Vergrößerung. Zur Längenmessung wird eine geeichte Meßskala ins Okular gelegt.

E. BRAUN schlägt die Messung der Haarlänge im Schattenriß vor, wozu man einen Dia-Projektor älterer Bauart benötigt, der noch keine mechanische oder gar automatische Einschubvorrichtung hat. Die zu beurteilenden Bienen werden mit Insektennadeln senkrecht durch die Brust genadelt, worauf man sie auf einer etwa einen Zentimeter starken Weichholzleiste nebeneinander fixiert.


Abbildung 11
Auf einer Leiste genadelte Bienen

Die Bienenkörper müssen parallel zur Längskante der Leiste ausgerichtet sein, die man sodann in der Dia-Ebene durch den Projektor schiebt (Abb. 11). Den Schattenriß des Überhaares stellt man mit dem Objektiv auf der Leinwand scharf. Bei richtiger Einstellung muß die Körperbegrenzungslinie als ganz dunkle, starke Linie ohne Randschatten erscheinen.

Als Maßstab für die Beurteilung der Haarlänge wird ein Rähmchendraht (0,35 mm o) in der gleichen Ebene durch den Projektor geschoben. Man steckt ihn wie eine Nadel in die Weichholzleiste. Auf einem weißen Karton wird nun die Breite dieses Rähmchendrahtes auf der Leinwand durch zwei parallele Striche markiert. So wird durch Vergleich mit dieser Schablone die Beurteilung der Haarlänge möglich.

Anstatt eines Dia-Projektors kann auch ein Mikrofilm-Lesegerät mit ca. 50facher Vergrößerung eingesetzt werden. Häufig ist der Abstand zwischen Einschubvorrichtung und Optik zu gering. Das kann erfordern, die Einschubvorrichtung tiefer zu setzen oder die Glasscheibe gegen eine dünnere auszutauschen. Die Bienen werden mit einem Klebestift in Seitenlage auf einer Folie fixiert und unter das Gerät geschoben. Im übrigen ist wie beim Schattenriß des Projektors zu verfahren (Abb. 12).


Abbildung 12

Auf dem Bildschirm des Mikrofilm-Lesegerätes wird das Überhaar auf den Rückenschuppen deutlich sichtbar

 

Das Überhaar ist bei der Dunklen Biene lang bis mittel, bei der Carnica dagegen kurz. Nach RUTTNER sollten sich im reinen Carnica-Volk keine Bienen mit einer Haarlänge von mehr als 0,40 mm (Klasse 1) befinden, höchstens ein Drittel darf die Klasse m aufweisen. Die Zuchtrichtlinien des DIB schreiben für die Carnica vor:

Klasse                    k     m    l

höchstzul. Prozentsatz   100   30    -

Eine Einkreuzung der Dunklen Biene ist bei der Carnica an der Behaarung schnell und sicher zu erkennen. Ein Anstieg der Haarlänge (Zunahme in Klasse m) muß immer sehr kritisch beurteilt werden.

 

  

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